Leserbriefe von Gabriele Steffen, Tübingen


Uhlandbad: Zum Leserbrief von Claudia Hillenbrand-Pantelidis 14.2.18

Das war ein wichtiger Leserbrief: Sicher hatten es viele übersehen, dass in einem Nebensatz – verborgen im Bericht über mögliche Konzertsaal-Standorte – die Schließung des Uhlandbads angekündigt, ja quasi als gegeben vorausgesetzt wird. Eine wachsende Stadt kann ein drittes Schwimmbad gut gebrauchen – aber eben zusätzlich, nicht auf Kosten eines bestehenden Bades mitten in der Stadt, das so vielen nutzt: Hier sind nicht nur ältere und gesundheitlich eingeschränkte Menschen, sondern etwa auch junge Papas mit ihren Kleinstkindern, junge Flüchtlingsfrauen, die schwimmen lernen, Berufstätige, die so Bewegung geschickt in ihren Alltag einbauen können, Menschen, die sportlich und schnell und andere, die eher ausdauernd schwimmen wollen. Und die meisten verbinden das mit anderen Aktivitäten: Kaffee trinken, Besorgungen machen, einkaufen, viele kommen nur deswegen "in die Stadt".

Bewegungsmöglichkeiten sollten nicht bloß weit draußen sein, wo es sonst nichts weiter gibt, sondern auf kurzem Weg erreichbar und mit anderen Nutzungen verbunden. Wenn die Innenstadt wieder eine solch wichtige Einrichtung verliert, spürt das auch die Wirtschaft. Fällig sind jetzt umfassende Informationen, und Beteiligung sollte bei einem solchen Projekt selbstverständlich sein.

Gabriele Steffen, Tübingen

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Uhlandbad: Zum Tagblatt-Bericht vom 9.5. über die Sitzung des KUBIS

"Diese Variante sieht der AK Bäder nicht vor", lautet der abschließende Satz über die Ausschusssitzung zum Uhlandbad: als Aussage eines Stadtwerke-Vertreters zu dem Anliegen, auch über andere Varianten – wie neues Hallenbad + Sanierung der bestehenden Bäder – zu sprechen. Da bleibt einem doch die Luft weg! Über solche Weichenstellungen entscheidet nicht ein Arbeitskreis, sondern der Gemeinderat – und dazu gehört eine gute und offene Bürgerbeteiligung, die in Tübingen sogar bei weit weniger bedeutsamen Themen die Regel ist.

Zudem: Wenn man in dem Gutachten nur zwei Varianten vergleicht, ist es klar, dass die "Weiterführungsvariante" schlechter abschneidet. Für die Feststellung, dass a) es derzeit zu wenig Kapazitäten zum Schwimmen gibt und b) die Wasserflächen sich bei einer bloßen Sanierung nicht vergrößern, hätte man keine Untersuchung gebraucht. Leider wurde ja die Chance für neue Wasserflächen bei der Freibaderweiterung verpasst, indem man nur Freizeitparkflächen geschaffen hat.

Offensichtlich wird nicht bedacht, dass ein Großteil der Menschen unorganisiert Sport treibt oder sich bewegt – dies gilt insbesondere für das Schwimmen. Die Interessen der nicht organisiert Schwimmenden sind in dem AK nicht vertreten. Ebenfalls nicht bedacht sind folgende Gesichtspunkte: fußläufige Erreichbarkeit des Bades, Erschließung mit dichtem Bustakt (es kann doch nicht sein, dass alle mit dem Auto zum Sport fahren), Auswirkungen auf die Innenstadt (Verbindung Schwimmbadbesuch mit anderen Erledigungen), auf die Stadtentwicklung, auf unterschiedliche Nutzergruppen und mehr. Zu einer differenzierten Entscheidung gehört auch eine Variante, bei der das Uhlandbad erhalten und weiterentwickelt wird, mit bekannten Qualitäten und gern neuer Konzeption.

Gabriele Steffen, Tübingen (11.05.2019)

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Uhlandbad: Zum Tagblatt-Bericht „Der Weg zum Fundraising ist frei“ (26.7.18, Lokalseite 1)

Am Standort des "baufälligen Uhlandbads“ könnte laut Tagblatt ein Konzertsaal entstehen. Baufällig? Gerade in letzter Zeit hat das Tagblatt einen sorgsamen Umgang mit Sprache und Quellen angemahnt. Ein baufälliges Bad müsste man gleich stilllegen. Eine seriöse Quelle ist die Antwort der Stadtverwaltung in der letzten Einwohnerfragestunde des Gemeinderats: "Die Tübinger Bäder sind bei der Bevölkerung beliebt und gut besucht. Bei beiden Hallenbädern ergibt sich ein grundsätzlicher Sanierungsbedarf, der mittelfristig abgearbeitet werden sollte.

Beide Hallenbäder werden fortlaufend fachgerecht gewartet und sind für die Nutzer voll funktionstüchtig. Ein kurzfristiger und unmittelbar dringender Handlungsbedarf ist derzeit nicht zu erkennen. Nichtsdestoweniger liegt eine Entwurfsplanung für die Sanierung der Uhlandbads bereits vor.

Ein unverhältnismäßiger Anstieg der Reparatur- und Wartungskosten konnte bisher nicht festgestellt werden und wird von uns für die nähere Zukunft auch nicht erwartet.“ Das Bad könnte eine Sanierung vertragen, wie vieles in Tübingen. Aber mit der dauernden Rede vom "maroden“ oder "baufälligen“ Uhlandbad sitzt das Tagblatt einer Lobby auf, die die Schließung dieses beliebten innerstädtischen und gut erreichbaren Bades als alternativlos in den Köpfen verankern möchte.

Gabriele Steffen, Tübingen (31.7.2018)

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Uhlandbad: Zu diversen Leserbriefen, u.a. aus Rottenburg (15.2.2019)

Es ist ja rührend, wie sich Leserbriefschreiber von Rottenburg bis Horb-Bildechingen um unsere Bädersituation sorgen. Mit schönen Versprechungen will man uns – ganz selbstlos? – ein 50m-Hallenbad schmackhaft machen: Imagegewinn für Tübingen, Pilgerscharen aus dem ganzen Land, sprudelnde Bädereinnahmen… Aber: die Schwimmfans würden bei dem autoaffinen Standort auf der grünen Wiese kaum in guter Pilgermanier, sondern überwiegend mit dem Auto kommen - und großenteils zurückfahren, ohne die Stadt zu besuchen. Sie brauchten viel Parkflächen beim Bad, und auch ein 50m-Bad ist nicht kostendeckend. Vielleicht zu wenig bekannt: selbst die Landeshauptstadt Stuttgart hat noch kein 50m-Hallenbad gebaut, und das hat Gründe. Eine "große" interkommunale Lösung hat nur in Verbindung mit Reutlingen - und der Regionalstadtbahn - Sinn. In diese Richtung denken anscheinend auch die dortigen OB-Kandidaten (s. Tagblatt vom 19.2.).

Gabriele Steffen, Tübingen (21.2.2019)

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Uhlandbad u.a. zum Bericht und "Übrigens" von H. Stegert über die städtische Informationsveranstaltung am 27.2.2019

Kritischer Journalismus ist ein hohes Gut, aber er sollte nicht einseitig sein. Ein paar kritische Punkte zur Überschrift "Wünsche und Wirklichkeit", die Herr Stegert übergangen hat:

Die allermeisten Menschen, die gerne schwimmen, tun dies ohne Verein. Der Vereinsvertreter kann keinesfalls für alle Schwimmbegeisterten sprechen. Der angemeldete Bedarf der Vereine ist nicht nachvollziehbar. Der Sprecher der Vereine Herr Fischer stellte seine Präsentation unter die Überschrift "5 Minuten für ein 20 Millionen €-Projekt". Gesprochen hat er rund dreimal so lange – ob die die Kosten für sein 50m Süd-Projekt auch dreimal so hoch sind wie behauptet? Laut städtischen Angaben in der Bürger-App reichen 20 Millionen Euro gerade für einen Neubau mit 25 (!) Meter- und Lehrschwimmbecken. Der städtische Gutachter kommt zu dem Schluss: Ein 50 m-Becken hat nur für Vereine einen Mehrnutzen, kann aber jedenfalls unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten nicht empfohlen werden. Es ist nicht nur in Bau und laufenden Kosten deutlich über dem von der Stadt gesetzten Kostenlimit, sondern sei auch für Schulen (bis Klasse 7) weniger gut geeignet und für Familien mit Kleinkindern eher abschreckend.

In diesem Zusammenhang erscheint doch das Anliegen, wirkliche Alternativen für den Weiterbetrieb des Uhlandbads zu entwickeln, noch einmal in anderem Licht. Es geht dem Freundeskreis Pro Uhlandbad nicht um ein einfaches "Weiter so", sondern um neue konzeptionelle Ansätze zum Beispiel der Gesundheitsförderung, die von der Stadt bisher überhaupt nicht geprüft oder zumindest nicht öffentlich gemacht worden sind.

Gabriele Steffen, Tübingen (6.3.2019)



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